36 - Wissenschaftspicknick - Klimawandel der Kaltzeit: Wie lebten Neandertaler in Bayern? [ID:58482]
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Ja, guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freue mich sehr, vor Ihnen sprechen zu dürfen.

Es gibt ja immer bei solchen Veranstaltungen zwei bange Fragen. Erstens hält das Wetter

und zweitens können Sie mich gut verstehen, aber ich denke beides trifft zu. Wir werden heute

weniger über Wetter als über Klima und globale Klimaereignisse sprechen. Ich habe auch zwei

Postern mitgebracht. Ich hoffe zumindest, dass diejenigen, die etwas weiter vorne sitzen,

da etwas erkennen können. Es soll um Neandertaler gehen und ich bin mir eigentlich relativ sicher,

dass die allermeisten von Ihnen nicht nur etwas von Neandertalern und Neandertalerinnen schon

gehört haben, sondern vermutlich auch eine eigene Meinung sich schon gebildet haben. Waren die

Neandertaler primitiv und kognitiv ähnlich? Sahen sie uns möglicherweise körperlich ähnlich

oder nicht? Diesen Fragen wollen wir nachgehen. Mein Vortrag, 20 Minuten sind ziemlich knapp,

zerfällt im Wesentlichen in zwei Teile. Ich möchte im ersten Teil zunächst einmal einige

allgemeine Informationen über Neandertaler und Neandertalerinnen Ihnen vermitteln. Und

im zweiten Teil soll es dann tatsächlich um die Neandertaler in Bayern gehen und im Speziellen um

eine Fundstelle, die gerade in der Einleitung schon erwähnt wurde, die Sesselfeldsgrotte bei

Neu-Essing. Das ist in der Nähe von Kelheim. Da komme ich aber später noch mal zu. Vielleicht

zunächst einmal der große zeitliche und räumliche Rahmen. Neandertaler und Neandertalerinnen sind als

Fossilien, das heißt also als physisch am Skelettmaterial erkennbare Menschenart seit etwa

300.000 Jahren bekannt. Die letzten Neandertaler, die man als physische Anthropologe auf dem Tisch

auch als solche klassifizieren würde, die sind etwa 45 bis 42.000 Jahre vor heute alt. Also groß und

groß und Zeitraum von etwas weniger als 300.000 Jahren, in denen Neandertaler und Neandertalerinnen

existiert haben. Wo? Die Neandertaler sind zumindest, was ihre Entstehungsgeschichte angeht,

tatsächlich Europäer und Europäerinnen. Und es sind auch innerhalb der Homininen, die wir kennen,

die ausgestorben sind, das heißt also mit Ausnahme des anatomisch modernen Menschen, des Homo sapiens

sapiens, sind sie tatsächlich auch die einzigen Europäer. Es gibt andere ältere, auch in Europa

verbreitete, das kennen Sie wahrscheinlich mit Homo heidelbergensis zum Beispiel, Menschenarten,

von denen die physische Anthropologie allerdings weiß, dass sie auch in Afrika verbreitet gewesen

sind. Europa hat den Neandertaler und Neandertalerinnen nicht ausgereicht. Im Grunde

genommen müsste man sagen, der westlich-eurasische Raum ist die Lebenswelt der Neandertaler und

Neandertalerinnen. Bis zum Süden hin reicht ihr Verbreitungsgebiet in den vorderen Orient hinein,

also in das heutige Israel und in den Irak. Und nach Osten hin, auch das wird uns gleich auch

noch mal beschäftigen, wenn es um die Sesselfeldskrotte geht, da reicht das Verbreitungsgebiet der

Neandertaler-Gruppen bis in den russischen Altai. Neandertaler, Eric Trinkhaus hat das mal gesagt,

einer der besten Kenner als physischer Anthropologe der Neandertaler-Fossilien. Neandertaler sind

eigentlich, was die Skelette und die Schädelmerkmale angeht, die am einfachsten und am sichersten und

am besten zu klassifizierende Menschenart. Das deutet ja eigentlich auf große Unterschiede

hin. Und wir können uns das nachher auch noch mal an dem Schädel anschauen. Es ist tatsächlich so,

dass zumindest, wenn Sie vor so einem Skelettfossil treten, die Unterschiede ziemlich

eklatant zu sein scheinen. Wie das dann aussieht, wenn da Muskeln, Haut und ich habe hier ein Bild

mitgebracht, wo der Neandertaler auch mal mit Haaren und Frisur und ein bisschen Farbe im

Gesicht ausgestattet ist. Was dann aussieht, ist eine andere Frage. Viele von Ihnen werden wissen,

Neandertaler hatten einen ganz anderen konfigurierten Schädel, Überaugenwülste,

ein niedriges Stirn, einen langen Hirnschädel, einen deutlich ausgeprägten Hinterhauptwulst,

anders geformte Zähne, die zum Teil, Taurodon nennt man das, also zusammengewachsene Wurzeln

hatten, schaufelförmige Schneidezähne. Also relativ deutliche Unterschiede, die zum Teil

etwas mit dem Kauapparat zu tun haben und es besteht die Hypothese, dass ein Teil der Unterschiede,

die uns sofort auffallen würden am Schädel, auch ein fliehendes Kinn, eine vorspringende Gebisspartie

als Prognatie bezeichnet man das. Es wird als Hypothese formuliert, dass das etwas damit zu tun

haben könnte, dass die Zähne als dritte Hand benutzt wurden und die Abnussungsspuren an den

Zähnen deuten zum Teil auch darauf hin. Etwas, was also sowohl genetisch als auch sich dann durch

Verhalten einstellt. Neandertaler waren untersetzt, man spricht bei der Körperhöhe etwa von 1,60 bis 1,70 Meter.

Presenters

Prof. Dr. Thorsten Uthmeier Prof. Dr. Thorsten Uthmeier

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:39 Min

Aufnahmedatum

2025-07-23

Hochgeladen am

2025-07-29 15:56:04

Sprache

de-DE

Genießen Sie Wissenschaft unter freiem Himmel: Inmitten des Schlossgartens entführt Prof. Dr. Thorsten Uthmeier Sie in die Welt der Ur- und Frühgeschichte. Wie lebten unsere frühen Vorfahren? Welche Werkzeuge nutzten sie? Wie kamen sie mit der Veränderung des Klimas zurecht? Und was verraten uns archäologische Funde über ihre Kultur? Repliken aus der Sammlung der FAU und Erkenntnisse aus der Grotte in Kelheim machen die Vergangenheit greifbar.

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